Raue Stimme und ein Herz für alte Nummern
Fritz Neidlinger spielt mit seinen Jazz Cats Swing- und Dixie-Klassiker auf dem Gutshof Rehhütte in Limburgerhof

Kennen Sie den deutschen Text des Swing-Klassikers „Some of these days "? Nun, der geht so: „Der Onkel Fritz aus Ludwigshafen, kann keine Nacht mehr ruhig schlafen, das gibt 's doch nicht, o nein, o nein, das kann doch nur der zweite Frühling sein ". Der Onkel Fritz mag ein Alter ego von Fritz Neidlinger sein, jedenfalls hatte der Jazz-Haudegen noch so manche deutsche Textvariante parat beim Auftritt mit seinen Jazz Cats im Gutshof Rehhütte. Mit resonanzreich röhrender Satchmo-Stimme sang Neidlinger nur zu gerne die Jazz-Standards im englischen Original, bevor er die launige Variante deutscher Jux-Verse aufgriff.
Eine sehr heitere, sympathische Open-Air-Atmosphäre herrschte auf dem BASF-Gutshof  –ein idealer Ort für Freilicht-Konzerte. Und Neidlinger ist ein glänzender Entertainer, der die gute Stimmung trefflich zu schüren weiß. Den St.Louis Blues von W.C. Handy ließ Neidlinger am Tenorsaxophon lustvoll aufröhren, rau und bärbeißig – und genauso rau sang er dazwischen. „Die Klarinettenpolka des Dixieland "kündigte Neidlinger den Wild cat blues an, den er eben auf der Klarinette genüsslich miauen ließ. Die Jazz Cats haben alles im Repertoire, was das Herz der Swing-, Dixie- und Oldtime-Freunde höher schlagen lässt, die Standards ebenso wie die Authentizität und das Herz für die alten Nummern.
Neidlinger und seine Jazz Cats sind Profis genug, um den New Orleans Jazz und Swingnummern gut und echt klingen zu lassen: Willi Straub wirbelte die Tasten seines E-Pianos munter auf oder ließ in lässiger Honky-Tonk-Manier entspannte Laune einziehen und genauso vergnüglich ließ Neidlinger das Sopransaxophon singen. Walter „Kippe "Hilbig an den Drums gab den Klängen swingende, federnde Fahrt und Ryan Henderson am E-Bass ließ den alten Jazz schon auch mal in die Neuzeit einfahren mit slap-Techniken und funky Impulsen. Der technische Fortschritt macht 's möglich, dass Trompeten auf dem Keyboard gesampelt  werden können, drum ließ Straub die Blechblasinstrumente schöne Farbe gewinnen bei Glenn Millers „In the mood ".Und noch so manch andere digitale Trompete ließ er mit dem Saxophon um die Wette strahlen, verzweigten und vereinten sich die beiden in lustvollster New-Orleans-Manier. In Nina Simones „My baby just cares for me "sang Straub selber von der vorbildlichen Geliebten, die sich nichts aus noch so tollen Autos und Reichtümern macht, sondern nur den Freund im Sinn hat. Nicht minder rühmenswert mochte eine andere Frau sein,„Dina "nämlich: „Dina – is there anybody finer in the state of Carolina "war die rhetorische Frage, die Neidlinger singend in die Runde schickte.
Bei „Blueberry Hill "war plötzlich auch ein Frauenchor im Background singend mit von der Partie – vom Keyboard abgerufen freilich auch dieser. Und weil dies eine so trefflich entspannte und launige Nummer ist, hatte Neidlinger schnell auch eine deutsche Textvariante gefunden: „Ich fand mein 'Zahn am Blaubeerenhang ".
Ein glänzender Entertainer, der die gute Stimmung beim Konzert in Limburgerhof trefflich zu schüren wusste: Fritz Neidlinger.

4. August 2004 Rheinpfalz / Rainer Köhl